Blindenlangstock

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Der Blindenlangstock (auch Langstock, Blindenstock, Taststock) ist ein weißer Stock aus Leichtmetall (in der Regel Aluminium), Holz, Kunststoff oder Fiberglas, der blinde oder hochgradig sehbehinderte Menschen in erster Linie vor der körperlichen Kollision mit Hindernissen schützt. Weiterhin informiert der Blindenlangstock taktil über die Beschaffenheit des vor seinem Träger liegenden Untergrunds und die entsprechenden Änderungen (beispielsweise Übergang von Asphalt zu Kopfsteinpflaster, beginnende Anstiege oder Gefälle, auf- oder abwärtsführende Bordsteinkanten, hochstehende Kanaldeckel usw.). Drittens liefern die beim Gebrauch des Stocks während des Gehens entstehenden Geräusche akustische, also mit den Ohren auswertbare Informationen über die Umwelt. Hierzu gehören u. A.:

  • Änderungen im Schallmuster, die bei der Annäherung an eine Mauer entstehen,
  • Hall, der beim Passieren oder betreten von Toreinfahrten, überdachten Bereichen oder Passagen wahrgenommen wird,
  • Echos, die beim Überqueren weiter Plätze zurückgeworfen werden,
  • das scheppernde Geräusch, das beim Überstreichen eines metallenen Rolltreppenpodests mit dem Blindenstock verursacht wird.

Die Länge des Blindenlangstocks wird der Körpergröße bzw. Schrittlänge des Benutzers individuell angepasst.

Der Blindenlangstock gehört - neben dem Blindenführhund - zu den elementaren Orientierungs- und Mobilitätshilfsmitteln. Trotz aller technischen Fortschritte bei den elektronischen Orientierungs-, Mobilitäts- und Navigationshilfen sowie der elektronikgestützten Hindernis- und Objekterkennung ist es derzeit undenkbar, dass sich ein blinder Mensch ohne entweder einen Langstock oder einen Führhund selbständig im öffentlichen Verkehrsraum bewegt.

Mit einer auf maximalen Körperschutz ausgelegten Pendeltechnik tastet der Benutzer mit dem Langstock vor dem jeweils kommenden Schritt den Untergrund nach Hindernissen, Niveauänderungen und Bodenverhältnissen ab und passt Gehrichtung und Schrittgeschwindigkeit gegebenenfalls entsprechend an.

Generell besteht ein Blindenlangstock - von oben nach unten betrachtet - aus dem Griff, dem Schaft und der Spitze. Während des Gebrauchs gleitet oder rollt die Spitze über den Boden. Die dabei entstehenden taktilen Informationen werden mechanisch über den Schaft in den Griff weitergeleitet, wo sie von der den Stock haltenden Hand registriert werden. Trotz dieses einheitlichen Aufbaus existieren viele verschiedene Bauformen von Blindenstöcken mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen.

Blindenlangstöcke werden vom Augenarzt verordnet. Die erstmalige Verordnung erfolgt i.d.R. im Zusammenhang mit einer Schulung in Orientierung und Mobilität und umfasst zwei Langstöcke. Im hierarchisch gegliederten Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Hilfsmittelverzeichnis) sind Blindenlangstöcke in der Produktgruppe 07 Blindenhilfsmittel, Anwendungsort 07.50 Innenraum und Außenbereich/Straßenverkehr, Untergruppe 07.50.01 Blindenlangstöcke (Taststöcke) gelistet und auf die vier Produktarten

aufgeteilt.

Details zum generellen Aufbau

Der Griff des Blindenlangstocks befindet sich am oberen Langstockende. Er besteht aus einem hand- und hautfreundlichen kälteisolierenden Material (z. B. Kunststoff, Holz etc.) und ist häufig ergonomisch geformt. Das obere Stockende selbst ist entweder stumpf oder zu einer Krücke gebogen.

Die am unteren Ende des Langstocks befestigte, leicht auswechselbare Stockspitze kann hinsichtlich Form, Größe, Material und Befestigungsmechanismus unterschiedlich gearbeitet sein. Sie tastet während des Gehens den Boden ab. Deshalb verfügen die Stockspitzen über gute Gleit- und/oder Rolleigenschaften. Stockspitzen sind Verbrauchsmaterial, sie nutzen sich je nach Häufigkeit der Langstocknutzung, Material und Ausführung binnen 6 bis 12 Monaten ab.

Der Schaft leitet während des Gehens die von der Stockspitze aufgenommenen Informationen an die Hand weiter. Der Schaft ist einerseits biegeelastisch, damit bei harten Kollisionen keine Verletzungen auftreten können, andererseits so stabil, dass er dabei nicht sofort bricht oder splittert. Gemäß §2 der Verordnung über die Zulassung von Personen zum Straßenverkehr (FeV) muss der Schaft von weißer Farbe sein. Er kann lackiert, mit einer Folie oder einem Überzug versehen sein. Auch der Schaft unterliegt je nach Häufigkeit des Langstock-Einsatzes einer Abnutzung und muss daher regelmäßig geprüft und gegebenenfalls repariert werden.

Ausführungen

Wie es die Gliederung im GKV-Hilfsmittelverzeichnis andeutet, werden Blindenlangstöcke mit einteiligem oder mehrteiligem Schaft unterschieden. Bei mehrteiligen Stöcken besteht der Schaft aus einzelnen sogenannten Gliedern. Mehrteilige Stöcke unterscheiden sich darin:

  • Ob die Glieder durch ein Gummiband verbunden sind und gegeneinander gefaltet werden können (Faltstöcke),
  • Ob die Glieder ineinandergeschoben werden können (Teleskopstöcke) bzw.
  • ob beim selben Stock einige Glieder gegeneinander gefaltet, andere ineinandergeschoben werden können (Tele-Falt-Stöcke).

Mehrteilige Stöcke bieten in jedem Fall den Vorteil, dass sie während des Nicht-Gebrauchs bzw. Transports auf ein geringeres Maß verkleinert werden können.

Zusatzfunktionen

Korrekt eingesetzt, schützt ein Blindenlangstock zuverlässig vor Hindernissen und „Stolperfallen“, die vom Boden aufragen oder sich in unmittelbarer Bodennähe befinden. Vor Hindernissen wie Verkehrsschranken, offenstehenden LKW-Laderampen, herabhängenden, über den Gehweg ragenden Ästen und Markisen oder niedrig angebrachten Schildern sowie dem Unterlaufen offener Treppen kann ein Blindenstock nicht warnen, da diese Objekte entweder „unterpendelt“ werden oder sich schlicht außerhalb des vom Stock erfassten Bereichs in Brust- oder Kopfhöhe befinden.

Aus diesem Grund sind Hindernismelder auf der Basis von Infrarot-, Ultraschall- oder Lasertechnik entwickelt worden, die als eigenständiges Gerät genutzt, in der Regel aber auch fest an den Griff eines Blindenlangstocks montiert werden können. Die Sensoren dieser Geräte tasten mittels Licht- oder Schallwellen den vor dem Nutzer liegenden Bereich auch in Brust- und Kopfhöhe ab und signalisieren Hindernisse akustisch oder per Vibration.

Notwendigkeit des Austauschs

Ein neuer Langstock ist erforderlich, wenn das vorhandene Exemplar auf Grund von Abnutzung oder Beschädigung nicht mehr einsetzbar ist. Dies hängt auch von individuellen Faktoren wie der Häufigkeit der Benutzung und der Beschaffenheit der unmittelbaren Umgebung, in der der Langstock eingesetzt wird, ab.

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