Aggressionen

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Psychische Verarbeitung einer Sehbehinderung: Aggression als Teil des Verarbeitungsprozesses

Menschen, die im Laufe ihres Lebens erblinden bzw. sehbehindert werden, müssen mit einer einschneidenden Veränderung ihrer gesamten Lebenssituation zurechtkommen. Die Betroffenen (und auch ihr familiäres Umfeld) werden mit einer Situation konfrontiert, mit deren Bewältigung sie oft überfordert sind. Innerhalb des psychischen Verarbeitungsprozesses kann es dabei zu Aggressionen und/oder depressiven Phasen kommen.


Aggressionen

Die Betroffenen zeigen infolge von Erblindung oder Sehbehinderung Gefühle von Wut und Zorn. Dadurch kann es zu aggressiven Gefühlsausbrüchen kommen.

Der behinderte Mensch richtet seine Aggressivität in dieser Phase gegen jeden und alles, was ihm einen Angriffspunkt bietet – das eigentliche Angriffsziel, die Ursache seiner Wut (also die Erblindung oder Sehbehinderung selbst), ist für ihn unerreichbar, dagegen ist er machtlos.

In dieser Phase kommt es zu Anklagen gegen die Umwelt (Familie, Freunde) und/oder zu Aggressionen gegen sich selbst (Autoaggressionen).

Der Umgang mit dem Betroffenen erscheint dann sehr schwierig, da er häufig empfindlich reagiert und seine Wut auf alle(s) richtet. Letztendlich zeigt das Ausleben der Aggression die tiefe psychische Not, in welcher sich die Betroffenen befinden. Allerdings muss die Phase der Aggression auch nicht so stark ausgeprägt sein. Das ist abhängig von der jeweiligen Grundpersönlichkeit der betroffenen Menschen.


Quelle: Schuchardt, Erika: Warum gerade ich...? Leben lernen in Krisen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 12. Auflage 2006