Arbeitstechniken
Unter dem Begriff Arbeitstechniken wird die Gesamtheit der von einer bestimmten Person verwendeten Arbeitsmittel inklusive der Methoden und Strategien zu deren effektivem Einsatz im Zusammenhang mit der Erledigung einer Tätigkeit oder der Bewältigung einer Arbeitsaufgabe bezeichnet. In Bezug auf die berufliche Integration von Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung sind Arbeitstechniken vor Allem im Zusammenhang mit dem effektiven Bedienen von IT-Arbeitsplätzen unter Verwendung assistiver Technologien zu sehen. Hierbei geht es um die folgenden beiden Aspekte:
- zum einen um die Wahl angemessener Ein- und Ausgabemedien: Verfüge ich noch über genügend Sehkraft, um ein Computersystem mit der Maus zu steuern (Eingabemedium) und rein visuell an einem Bildschirm als Ausgabemedium zu arbeiten oder sollte ich als Eingabemedium die Tastatur verwenden und mich zur Entlastung bei der Ausgabe von einer Sprachausgabe unterstützen lassen?
- zum Anderen um die Fähigkeit, die am Arbeitsplatz erforderlichen assistiven Technologien, wie etwa eine Vergrößerungssoftware, einen Bildschirmausleseprogramm mit Sprachausgabe und Braillezeile, etc. sachgerecht einzusetzen.
Bei der Auswahl geeigneter Arbeitsmittel und Techniken unterstützt eine Hilfsmittelberatung; der effektive Einsatz eines Hilfsmittels kann im Rahmen einer sehbehinderten- oder blindenspezifischen EDV-Arbeitsplatzschulung erlernt werden.
Es können drei verschiedene Arbeitstechniken unterschieden werden:
- Sehbehindertenspezifische Arbeitstechniken,
- blindenspezifische Arbeitstechniken und
- Mischtechniken.
Inhaltsverzeichnis
Sehbehindertenarbeitstechniken
Menschen, deren gutes Restsehvermögen sie bei der Bildschirmarbeit nur unwesentlich beeinträchtigt, setzen als Hilfsmittel eventuell einen in Größe und Seitenverhältnis optimierten Monitor, eine speziell angepasste Bildschirmarbeitsplatzbrille, geeignete Bildschirmeinstellungen sowie eine ins Betriebssystem integrierte Lupensoftware ein. Als primäres Eingabegerät verwenden sie die Maus. Menschen mit einer höhergradigen Sehbehinderung ersetzen das Lupenprogramm durch eine professionelle Vergrößerungssoftware, nutzen als hauptsächliches Eingabegerät jedoch nach wie vor die Maus. Erst wenn ein außerordentlicher Vergrößerungsbedarf dazu führt, dass das Arbeiten mit Maus und Bildschirm ineffektiv wird, muss über die Abkehr von Sehbehindertentechniken nachgedacht werden.
Blindenarbeitstechniken
Blinde Menschen sind naturgemäß nicht in der Lage, einen Bildschirm als Ausgabegerät und eine physische Maus als Eingabegerät zu verwenden. Für die Erfassung, Aufbereitung und blindengerechte Darstellung von Bildschirminhalten über eine akustisch wahrnehmbare Sprachausgabe und über taktil erfassbare Blindenschrift, die über eine Braillezeile wiedergegeben wird, ist dann ein Screenreader (Bildschirmausleseprogramm) zuständig. Nicht nur die Texteingabe, sondern die komplette Steuerung des IT-Systems erfolgen mit Hilfe der PC-Eingabetastatur (wahlweise kann hierzu auch eine Brailleeingabetastatur oder eine geeignete Braillezeile verwendet werden). Der effektive Einsatz einer Braillezeile setzt voraus, dass die betreffende Person die Blindenschrift schnell und fehlerfrei lesen kann. Die Verwendung einer Brailleeingabetastatur oder einer Brailleschreibmaschine würde entsprechende Schreibfähigkeiten voraussetzen.
Mischtechniken
Für Personen mit einer hochgradigen Sehbehinderung kann ein Mix aus sehbehinderten und blindenspezifischen Arbeitstechniken sinnvoll sein. So reicht der Sehrest evtl. noch für einen effektiven Einsatz der Maus aus, aber zum Lesen längerer Texte könnte sich zur Entlastung der Augen der Einsatz einer Vergrößerungssoftware mit Sprachausgabe empfehlen. Bei einer Augenerkrankung, die zu Einbußen im Gesichtsfeld führt, wäre auch das Umgekehrte denkbar: Die Empfehlung, den Computer aufgrund des fehlenden Überblicks über das Bildschirmgeschehen nicht mehr mit der Maus, sondern mit der Tastatur zu steuern, zum Lesen aber durchaus noch den Bildschirm einzusetzen.