Brailletastatur
Eine Brailletastatur (auch als Brailleschrift-Tastatur, Brailleschrift-Eingabetastatur, Blindenschrift-Tastatur, Blindenschrift-Eingabetastatur, Punktschrift-Tastatur oder Punktschrift-Eingabetastatur; englisch: Braille Keyboard bezeichnet) ist ein flach gebautes elektronisches Computer-Eingabegerät für Blindenschrift. In Abgrenzung zur fühlbaren Blindenschrift wird die mit den Augen zu lesende Schrift sehender Menschen als Schwarzschrift bezeichnet; entsprechend lassen sich die Braille-Eingabetastaturen den Schwarzschrift-Eingabetastaturen gegenüberstellen. Da ein Brailleschrift-Zeichen aus maximal 8 Punkten aufgebaut ist, verfügen Brailletastaturen über weitaus weniger Tasten als handelsübliche Schwarzschrift-Computertastaturen mit ihren standardmäßig 105 Tasten.
Brailletastaturen werden begrifflich häufig mit Braillezeilen verwechselt. Dies liegt daran, dass viele sehende Menschen der Meinung sind, blinde Computeranwender könnten aufgrund der fehlenden visuellen Kontrolle keine handelsüblichen Computereingabetastaturen verwenden und müssten alle Tastatureingaben über die Bedientasten einer angeschlossenen Braillezeile bewerkstelligen (oder mit Hilfe einer Spracheingabesoftware vornehmen). Tatsächlich finden sich an vielen Braillezeilen Bedientasten, die in Form des Tastenfelds einer Blindenschrift-Schreibmaschine angeordnet sind und oftmals ist es in einer speziellen Betriebsart einer Braillezeile auch möglich, über diese Tasten Brailleschrift direkt einzugeben. Während aber die Braillezeile primär ein Ausgabegerät ist, stellt eine Brailletastatur ein reines Eingabegerät dar, denn sie verfügt im Gegensatz zu einer Braillezeile nicht über die Möglichkeit der Brailleschrift-Ausgabe. Bei Bedarf können eine Brailletastatur und eine Braillezeile am selben Computersystem gleichzeitig eingesetzt werden.
Im hierarchisch gegliederten Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Hilfsmittelverzeichnis) sind Brailletastaturen in der Produktgruppe 07 Blindenhilfsmittel, Anwendungsort 07.99 ohne speziellen Anwendungsort/Zusätze, Untergruppe 07.99.03 Hardware zur blindenspezifischen Anpassung von Computersystemen in der Produktart 07.99.03.4 Tastaturen zur Eingabe in Brailleschrift gelistet.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau und Funktionsweise
Das Bedienkonzept einer elektronischen Brailletastatur ist an den Aufbau der Blindenschrift angepasst: Für jede der 8 nummerierten Punkte, aus denen sich ein Brailleschrift-Zeichen maximal zusammensetzen kann, gibt es auf einer Brailletastatur eine Drucktaste. In einem Braillezeichen stehen vier Punkte-Positionen in einer linken Spalte vier Punkte-Positionen in einer rechten Spalte gegenüber. Die Punkte der linken Spalte sind von oben nach unten mit 1, 2, 3 und 7 durchnummeriert, die Punkte der rechten Spalte tragen - von oben nach unten betrachtet - die Positionsnummern 4, 5, 6 und 8. Dadurch ergibt sich die folgende Anordnung:
Linke Punkte-Spalte | rechte Punkte-Spalte | ||||||||||||||||||||
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Punkt 1 | Punkt 4 | ||||||||||||||||||||
Punkt 2 | Punkt 5 | ||||||||||||||||||||
Punkt 3 | Punkt 6 | ||||||||||||||||||||
Punkt 7 | Punkt 8
\} Die unsystematische Anordnung der Punkte 7 und 8 zeugt davon, dass die Louis Braille Anfang des 19. Jahrhunderts ursprünglich erdachten Blindenschriftzeichen aus lediglich 6 Punkten bestanden und die Punkte 7 und 8 im Computerzeitalter hinzugefügt wurden, um mehr unterschiedliche Zeichen der Schwarzschrift in einem Punktschriftzeichen darstellen zu können. Auf einer Brailletastatur - ebenso wie beim Tastenfeld einer mechanischen Blindenschrift-Schreibmaschine - sind die Tasten für die 8 Punkte in handergonomischer Position nebeneinander angeordnet. Die Tasten, die für die vier Punkte 1, 2, 3 und 7 zuständig sind, liegen - in der angegebenen Reihenfolge von rechts nach links angeordnet - in der linken Gerätehälfte. Die Tasten, die für die vier Punkte 4, 5, 6 und 8 zuständig sind, liegen - in der angegebenen Reihenfolge von links nach rechts angeordnet - in der rechten Gerätehälfte. Zwischen beiden Viererblöcken ist ein größerer Abstand gelassen, um dort - etwas näher zum benutzer gerichtet und ergonomisch mit dem Daumen zu bedienen - die Leertaste als neunte Bedientaste zu platzieren. Zu Beginn des Eingabevorgangs ruhen die Finger in einer der Grundhaltung auf einer Schwarzschrift-Schreibtastatur vergleichbaren Grundstellung auf den Tasten. Dieses Schema wird über die folgenden Tabelle verdeutlicht:
Um ein aus mehreren Punkten bestehendes Brailleschriftzeichen einzugeben, werden sämtliche benötigten Tasten gleichzeitig heruntergedrückt und wieder losgelassen. Zum Schreiben des Kleinbuchstabens „l“ beispielsweise, der durch die Braillepunkte 1, 2, 3 repräsentiert wird, betätigen der linke Zeigefinger, der linke Mittelfinger und der linke Ringfinger simultan die ihnen zugeordneten Tasten für die Punkte 1, 2 und 3. Da Punkt 7 alleine und Punkt 8 alleine gedrückt keine Braillezeichen repräsentieren, wird den beiden äußeren Tasten, wenn Sie nicht zusammen mit anderen Tasten gedrückt werden, auf den meisten Brailletastaturen eine Zusatzfunktion zugeordnet. In der Regel löscht die Taste für Punkt 7 - alleine gedrückt - das zuletzt eingegebene Zeichen bzw. das Zeichen links von der Schreibmarke, während die Taste für Punkt 8 - alleine betätigt - die Funktion der EINGABETASTE hat, also zum Beispiel eine Zeilenschaltung oder einen neuen Absatz erzeugt. UnterschiedeJe nach Modell finden sich mehr oder weniger viele weitere Tasten auf einer Brailletastatur - insbesondere zur Simulation der Funktion von Sondertasten wie UMSCHALT (Großschreibtaste) STRG (Steuerungs-Taste, Control-Taste), ALT, ALT-GR usw. Brailletastaturen mit lediglich den 9 Hauptbedientasten passen aufgrund ihrer geringen Größe in kleine Handtaschen und Rucksackfächer. Braillezeilen, die neben den genannten Sondertasten zusätzlich rechts mit einem Ziffernblock und oberhalb der Haupteingabetasten mit einer Funktionstastenreihe inklusive Escape-Taste ausgestattet sind, sind so groß wie handelsübliche Schwarzschrift-Computertastaturen. Anschluss und BetriebEine Brailletastatur wird üblicherweise per USB-Kabel mit einem Computersystem verbunden. Moderne Brailletastaturen melden sich am Computer - genau wie Schwarzschrift-Eingabetastaturen - als universelles Eingabegerät (Human Interface Device - HID) an und benötigen keine gesonderte Treibersoftware. Brailletastaturen können gleichzeitig mit einer marktgängigen Schwarzschrift-Computertastatur oder aber auch ohne diese an einem Computer eingesetzt werden. Eine Braillezeile lässt sich problemlos parallel zu einer Brailletastatur am selben Computersystem nutzen. Weiterführende Informationen |